Der DVGW fördert das Gas- und Wasserfach in allen technisch-wissenschaftlichen Belangen. In seiner Arbeit konzentriert sich der Verein insbesondere auf die Themen Sicherheit, Hygiene, Umwelt- und Verbraucherschutz. Mit der Entwicklung seiner technischen Regeln ermöglicht der DVGW die technische Selbstverwaltung der Gas- und Wasserwirtschaft in Deutschland. Hierdurch gewährleistet er eine sichere Gas- und Wasserversorgung nach international höchsten Standards. Der im Jahr 1859 gegründete Verein hat rund 14.000 Mitglieder. Hierbei agiert der DVGW wirtschaftlich unabhängig und politisch neutral
www.dvgw.de

Datum der Veröffentlichung: 03. November 2025
Wassersensible Stadtentwicklung erfordert ein Umdenken in der Stadtplanung. Pläne müssen Vorgehensweisen beinhalten, die eine Speicherung und eine bewusste, sparsame Verwendung des Wassers ermöglichen. Dafür sind Konzepte entwickelt worden und einige Umsetzungen lassen Gutes hoffen. Erfahren Sie hier mehr über das interdisziplinäre Vorgehen für eine nachhaltige urbane Wasserwirtschaft.
Niederschläge galten in Städten lange als lästig. Das herabfallende Wasser wurde immer schnellstmöglich abgeleitet. Heute ist klar, dass diese Vorgehensweise die Probleme durch den Klimawandel verschlimmert:
Experten des Unternehmens Wavin, das an Lösungen für mehr Klimaresilienz von Städten, einer gesicherten Trinkwasserversorgung und modernen, sicheren Abwassersystemen arbeitet, erklären dazu: „Nur durch eine wassersensible Stadtplanung lassen sich Überflutungen verhindern, Hitzestress reduzieren und die Lebensqualität im urbanen Raum nachhaltig steigern.“
Wird die Stadtentwicklung so angepasst, dass das Wasser gespeichert und nachhaltig verwendet werden kann, bringt das gleich mehrere Vorteile mit sich:
Um diese Vorteile ausschöpfen zu können, sind allerdings nicht nur andere Konzepte bei Neubauten notwendig, sondern auch vielfältige Anpassungen in der bestehenden Infrastruktur.
Bislang haben die verschiedenen Länder ihre Kommunen dazu angehalten, im Rahmen der Anpassungsstrategien an den Klimawandel der Regierung auf eine wassersensible Stadtentwicklung zu setzen. Inzwischen informierte aber Bundesumweltminister Carsten Schneider über eine neue Bundesinitiative für mehr Wasserspeicher und Abkühlung. Dafür sollen…
Speziell die Entsiegelungen und die Schaffung von mehr Grünflächen werden die Gesichter der Städte stark verändern – sie machen das Leben angenehmer und haben eine starke Wirkung: „Ein Baum ist die beste Klimaanlage“, erklärt Dr. Friedrich Hetzel von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA).
Tatsächlich kommt das Umweltbundesministerium mit der Initiative den Wünschen der Bürger:innen entgegen, wie eine Studie des DWA zeigt.
Viele Städte setzen auf die sogenannte blau-grüne Infrastruktur. Marc Beckett vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) erklärt, was es damit auf sich hat: Als grüne Infrastruktur werden Grünanlagen, Dachbegrünungen und begrünte Fassaden bezeichnet.
Zur blauen Infrastruktur zählen „Teiche, Seen und Kanäle. Außerdem Einstauflächen, also beispielsweise große Wiesen, auf denen sich das Wasser nach einem starken Regenguss sammeln kann. Und Zisternen: Große unterirdische Wasserspeicher, die das Regenwasser für Trockenperioden speichern – und in trockenen Gebieten vielfach als Trinkwasserspeicher dienen.“
Viele Städte und Institute führen bereits Pilotprojekte durch und haben Konzepte entworfen, die auf die jeweiligen Bedürfnisse der Region angepasst sind.
Leipzig soll (wie viele andere Städte auch) zur Schwammstadt werden. Die Ost-Metropole ist dabei, die in der Initiative genannten Punkte umzusetzen. Für die Planung und Organisation arbeiten hier viele verschiedene Verantwortliche zusammen:
Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, das Regenwasser dort versickert, gespeichert oder verdunsten kann, wo es auftrifft. Geplant sind Dach- und Fassadenbegrünungen, eine multifunktionale Gestaltung der Grünflächen und eine Anpassung der Verkehrsflächen, wo das möglich ist. Grundstücksbesitzer:innen können sich zu ihren Möglichkeiten beraten lassen, zudem wurde eine Starkregenkarte erstellt.
Die Stadt Lübeck hat Pläne aus der wassersensiblen Stadtentwicklung bereits an mehreren Stellen umgesetzt – etwa bei der Straßenraumgestaltung Kücknitz und bei der Neugestaltung der Beckergrube. Um die Transformation weiter voranzutreiben, stellt die Stadt eine Förderung für die Dachbegrünung zur Verfügung.
Das IGB führt mit anderen Partnern das Projekt Straße der Zukunft in Ludwigsburg durch: Unter einer Straße wurde eine Zisterne mit einem Fassungsvermögen von 50 Kubikmetern gebaut. In ihr sammelt sich Regenwasser von Dächern und Autos. Die Wasserqualität wird geprüft, um herauszufinden, ob sie für die Bewässerung von Grünflächen ausreicht. So kann wertvolles Trinkwasser gespart werden.
Überflutungen in Städten in gefährdeten Gebieten sollen so glimpflich wie möglich verlaufen. Daher wurde das Verbundprojekt „Urban Flood Resilience – Smart Tools" (FloReST) ins Leben gerufen: Mit intelligenten Tools werden die Fließwege des Wassers in der jeweiligen Stadt vorhergesagt, sodass Notabflusswege angelegt werden können.
Prof. Lothar Kirschbauer von der Hochschule Koblenz erklärt dazu: „Notabflusswege sind wesentliche Elemente einer wassersensiblen Stadtentwicklung. Sie leiten Wassermassen möglichst schadlos oberirdisch durch Siedlungsgebiete und schützen auf diese Weise wichtige Infrastrukturen.“ Bürger:innen der Pilotkommunen können sich per App an der Informationssammlung beteiligen.
Eine wassersensible Stadtentwicklung muss immer von allen Standpunkten aus gedacht werden. Es reicht nicht aus, allein vom Umweltschutz oder nur von der Bauordnung auszugehen. Alle Beteiligten müssen die für sie wichtigen Punkte anbringen, damit die Pläne sich letzten Endes durchführen lassen und Erfolge zeigen.
Renaturierung und moderne Technologien wie Smart Tools müssen bei der Transformation der Städte Hand in Hand gehen. Auf diese Weise sind wir auf die Auswirkungen des Klimawandels besser vorbereitet und können lebensfeindliche Hitze sowie Katastrophen, wie sie bisher bereits vorgekommen sind, verhindern oder abschwächen.
Interessieren Sie sich für das Thema, könnte die DVGW-Kongress-Veranstaltung Wassermanagement im urbanen Raum das Richtige für Sie sein.