Der DVGW

Das Kompetenznetzwerk im Gas- und Wasserfach

Der DVGW fördert das Gas- und Wasserfach in allen technisch-wissenschaftlichen Belangen. In seiner Arbeit konzentriert sich der Verein insbesondere auf die Themen Sicherheit, Hygiene, Umwelt- und Verbraucherschutz. Mit der Entwicklung seiner technischen Regeln ermöglicht der DVGW die technische Selbstverwaltung der Gas- und Wasserwirtschaft in Deutschland. Hierdurch gewährleistet er eine sichere Gas- und Wasserversorgung nach international höchsten Standards. Der im Jahr 1859 gegründete Verein hat rund 14.000 Mitglieder. Hierbei agiert der DVGW wirtschaftlich unabhängig und politisch neutral

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Referenteninterview

mit Mike Schöffel

Datum der Veröffentlichung: 31. März 2025

Die Wasserversorgung hat sich einigen Herausforderungen zu stellen und macht auch vor der Digitalisierung nicht halt. Bei "Digitalisierung der Wasserversorgung: Erfolgsfaktor Mensch" liegt ein besonderer Schwerpunkt auf dem Erfahrungsaustausch und fokussiert interaktiv den Menschen als Erfolgsfaktor beim Thema Digitalisierung.

Wir freuen uns auf einen spannenden Vortrag von Mike Schöffel der Netzdienste Rhein-Main GmbH zu dem Thema "Wassernetz-Monitoring mit Echtzeitdaten" am zweiten Tag in Bonn. 

Im Vorfeld der Veranstaltung hat Herr Schöffel uns ein paar kurze Fragen zu seinem Beitrag am ersten Veranstaltungstag beantwortet. 

DVGW Kongress:

Guten Tag Herr Schöffel, wir freuen uns schon auf Ihren Vortrag am 09. Juli 2025 in Bonn und die Möglichkeit vorab mit Ihnen dieses Interview führen zu dürfen.  Ein interessantes Thema zu dem wir ein paar Fragen an Sie vorbereitet haben: 

Wie hat die Digitalisierung die Arbeitsprozesse und die Effizienz bei NRM Netzdienste Rhein Main GmbH verändert? Welche spezifischen Technologien oder Strategien haben sich als besonders wirkungsvoll erwiesen?

Mike Schöffel:

Mit der Digitalisierung der Geschäftsprozesse erreichen wir eine höhere Geschwindigkeit in der Informationsbereitstellung und in den Reaktionszeiten. Zudem fallen einige manuelle Tätigkeiten weg, wie das Eintragen/Übernehmen von Daten zwischen einzelnen Prozess-Schritten. Medienbrüche werden hierdurch vermieden und erhöhen die Qualität in der Informationsweitergaben, da keine Daten verloren gehen oder fehlerhaft übernommen werden. Das Arbeiten mit benutzergeführten Workflows in Programmen und Anwendungen hat sich dabei bewährt, erfordert von den Prozessbeteiligten aber auch eine gewisse Lern- und Veränderungsbereitschaft. Mobiles Arbeiten hat auch zugenommen. Hierdurch konnten wir bereits viel Papier einsparen, was auf unsere Nachhaltigkeitsstrategie einzahlt. Die Aufwände für die Evaluierung, Beschaffung und Implementierung von digitalen Lösungen in die Prozess- und IT-Landschaft des Unternehmens haben sich deutlich erhöht. Dies erfordert tlw. auch veränderte Kompetenzen (durch Fortbildungen/Schulung) und entsprechende Ressourcenkapazität beim Personal, um in die Digitalisierung investieren zu können.

DVGW Kongress:

Auf einer Skala von 1 bis 10, wie weit sehen Sie Ihr Unternehmen beim aktuellen Stand der Digitalisierung? Welche Schritte planen Sie, um die Digitalisierung weiter voranzutreiben und welche Herausforderungen erwarten Sie dabei?

Mike Schöffel:

Ich würde dies aktuell mit einer 7 bewerten. Um einen höheren Grad zu erreichen, planen wir bspw. in der Netzdokumentation die Überführung des Dokumentationsarchivs (Papierdokumente) in ein digitales Archiv. Hierfür werden Dokumente gescannt, katalogisiert, in ein Dokumentenmanagementsystem übernommen und durch Schnittstellenanbindung an das GIS (Geographisches Informationssystem) für interne Zwecke zugänglich gemacht. In diesem Zuge werden auch Prozesse am Auftragseingang digitalisiert, sodass keine Papier-/Formularbasierte Informationsweitergabe anfällt, sondern alles in digitaler Form vorliegt. Unsere Vermessung erstellt zukünftig ausschließlich digitale Aufnahmeskizzen.
Herausforderungen dabei sind die Auswahl und Implementierung entsprechender Datenbank-/Softwarelösungen sowie die Neudefinition und Einführung neuer digitaler Prozessabläufe. Durch Digitalisierung werden zunehmend mehr Daten erhoben und verarbeitet. Dies erfordert einige grundlegende Strukturen und Zuständigkeiten für ein zentrales oder zumindest koordiniertes Datenmanagement in einem Unternehmen. Die Akzeptanz des Personals für diese Veränderungen kann ebenfalls eine Herausforderung sein, tritt aber nach unserer Erfahrung in der Regel bereits nach kurzer Zeit ein, weil die Vorteile für den Einzelnen deutlich überwiegen. 

DVGW Kongress:

Sie werden bei der Veranstaltung ein Vortrag zum Netzdatenmonitoring halten. Inwiefern kann die Durchflussmessung im Trinkwassernetz effektiv zur Erkennung und Reduzierung von Wasserverlusten beitragen, und welche spezifischen Methoden oder Technologien sind dabei besonders erfolgreich?

Mike Schöffel:

Die im Wassernetzmonitoring feststellbaren Veränderungen im Fließverhalten des Trinkwassers in den Leitungen, liefern Anhaltspunkte dafür, eine Ursache für das veränderte Fließverhalten zu untersuchen. Ursachen sind nicht immer Leckagen oder Wasserverluste, es können auch verändertes Nutzerverhalten oder andere Sondereffekte sein (z.B. erhöhte Wasserentnahme durch einen Großkunden). Bezogen auf die Wasserverlustanalyse sind die Indikationen aus der Durchflussmessung insbesondere dort wertvoll, wo es unerkannte Wasseraustritte im Leitungsnetz gibt, also keinen sichtbaren Wasseraustritt an der Oberfläche. Hier können über längere Zeiträume erhebliche Mengen an Trinkwasser unbemerkt im Untergrund verschwinden oder sofern sie erkannt werden, eingespart werden.
Die Technologie an den Durchfluss-Messstellen basiert auf Ultraschall-Sensoren, die von außer an der Trinkwasserleitung installiert werden (clamp-on-Technik). Hierdurch wird nicht in die Leitung und somit nicht in das Medium Trinkwasser eingegriffen. Die Datenübertragung der Sensoren erfolgt mittelts Mobilfunk an einen zentralen Datenserver. Eine Monitoring-/Auswertungssoftware stellt auf Basis der Sensordaten zahlreiche Visualisierungsmöglichkeiten für das Durchflussverhalten an jeder Messstelle zur Verfügung. Die Messstellen sind einer Zone (einem Teilnetz) zugeordnet, welche sich an hydraulischen Netzzonen orientieren. Somit können Auswertungen und Analysen für bestimmte Netzzonen gefahren werden und mögliche Leckagen eingegrenzt werden.
Ein Operator kann dadurch Abweichungen im Fließverhalten z.B. in Diagrammen, erkennen. Die Software kann auch so konfiguriert werden, dass beim Erreichen bestimmter Grenz-/Schwellenwerte eine Alarmierung erfolgt in Form einer automatisierten Mail oder eines Signals an den zuständigen Operator. Erste Versuche zur automatisierten Auswertung der Sensordaten mittels KI-Unterstützung haben bisher noch nicht die gewünschten Resultate geliefert, dies wird aber weiter untersucht.

Vielen Dank für das Interview, Herr Schöffel. Wir freuen uns, Sie am 08. - 09. Juli 2025 in Bonn bei "Digitalisierung der Wasserversorgung: Eroflgsfaktor Mensch" begrüßen zu können und in den intensiven Austausch über relevante Fragen unserer Branche zu gehen. Und ganz besonders freuen wir uns auf Ihren Vortrag am zweiten Tag.