Der DVGW

Das Kompetenznetzwerk im Gas- und Wasserfach

Der DVGW fördert das Gas- und Wasserfach in allen technisch-wissenschaftlichen Belangen. In seiner Arbeit konzentriert sich der Verein insbesondere auf die Themen Sicherheit, Hygiene, Umwelt- und Verbraucherschutz. Mit der Entwicklung seiner technischen Regeln ermöglicht der DVGW die technische Selbstverwaltung der Gas- und Wasserwirtschaft in Deutschland. Hierdurch gewährleistet er eine sichere Gas- und Wasserversorgung nach international höchsten Standards. Der im Jahr 1859 gegründete Verein hat rund 14.000 Mitglieder. Hierbei agiert der DVGW wirtschaftlich unabhängig und politisch neutral

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Praxisnahe Einblicke in die Wasserstoffwirtschaft

Referenten Interview mit Jens-Uwe Eras

Datum der Veröffentlichung: 01.09.2025

Die Wasserstoffwirtschaft entwickelt sich rasant und gilt als Schlüsseltechnologie für die Energiewende. Doch wie gelingt der Einstieg in dieses komplexe Feld? Jens-Uwe Eras, Gesellschafter bei Triveda, begleitet Unternehmen bei der Dekarbonisierung und vermittelt in Workshops praxisnahe Ansätze für die Entwicklung von Wasserstoffprojekten. Im Interview spricht er über strategische Erfolgsfaktoren, technologische Gamechanger und internationale Trends und zeigt, warum es sich lohnt, frühzeitig Erfahrungen zu sammeln. 
Seine Botschaft: Wer jetzt beginnt, hat später die besten Karten in einem dynamischen Zukunftsmarkt.

Im Vorfeld unserer Veranstaltung Einführung in die Wasserstoffwirtschaft am 07.  08. Oktober 2025 hat uns Herr Eras ein paar kurze Fragen zu seinem Beitrag beantwortet.

DVGW Kongress:

Hallo Herr Eras, können Sie erklären, was Ihrer Meinung nach der wichtigste erste Schritt ist, wenn ein Unternehmen in die Wasserstoffwirtschaft einsteigen möchte?

Jens-Uwe Eras:

Der wichtigste Schritt ist, Klarheit über die eigene Ausgangslage und die strategischen Ziele zu schaffen. Unternehmen sollten zunächst verstehen, welche Rolle Wasserstoff in ihrem Geschäftsmodell spielen kann: Geht es um Dekarbonisierung eigener Prozesse, um neue Geschäftsmodelle oder um die Teilnahme an entstehenden Wertschöpfungsketten? Erst wenn Zielbild und Motivation klar sind, lassen sich realistische Projekte entwickeln.

DVGW Kongress:

Im Rahmen Ihrer Case-Study sprechen Sie über Potenzialanalyse. Welche Faktoren sind entscheidend, um das Potenzial eines Wasserstoffprojekts realistisch einzuschätzen?

Jens-Uwe Eras:

Entscheidend ist eine ganzheitliche Betrachtung. Neben den technischen Aspekten wie Verfügbarkeit von erneuerbarer Energie, Infrastruktur (Strom- + Gasnetze) und geeigneten Anwendungen mit potenziellen Abnahme-/Verbrauchsmengen, spielen auch ökonomische und regulatorische Faktoren eine Rolle. Wichtig ist zudem, die Nachfrage- und Marktseite frühzeitig mitzudenken – also: Gibt es tatsächlich Abnehmer für den Wasserstoff, welchen Preis sind diese bereit zu zahlen und wie entwickeln sich die Rahmenbedingungen?

DVGW Kongress:

Triveda begleitet Unternehmen bei der Dekarbonisierung. Wie fließen Ihre praktischen Erfahrungen aus der Beratung in den Workshop ein – und was können Teilnehmende konkret mitnehmen?

Jens-Uwe Eras:

Wir bringen die Erfahrung mit, wie unterschiedlich Unternehmen auf die Herausforderungen der Transformation reagieren und welche Erfolgsfaktoren Projekte wirklich voranbringen. Im Workshop übersetzen wir das in praxisnahe Vorgehensweisen: Von der Potenzialanalyse über die Projektentwicklung, dem Stakeholder-Management bis hin zum umsetzbaren Business Case. Die Teilnehmenden nehmen konkrete Werkzeuge mit, wie sie eigene Vorhaben strukturieren und typische Fallstricke vermeiden können.

DVGW Kongress:

Welche technologischen Entwicklungen oder regulatorischen Rahmenbedingungen sehen Sie als Gamechanger für die Wasserstoffwirtschaft in den nächsten fünf Jahren?

Jens-Uwe Eras:

Die entscheidenden technologischen Treiber werden die Skalierung von Elektrolysekapazitäten und deren Kostensenkung, der Aus- und Umbau der Gasnetzinfrastruktur sowie der Hochlauf kostengünstiger Importe sein. Gleichzeitig erwarten wir große Impulse von regulatorischen Rahmenbedingungen wie der europäischen Wasserstoffmarktrichtlinie und der Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED III, einheitlichen Zertifizierungs- und Herkunftsnachweisen sowie Förderinstrumenten. Sobald Marktregeln klar und verlässlich sind, werden Investitionen erheblich anziehen und der Wasserstoff wird damit dem Umbau des Energiesystems einen entscheidenden Boost geben. 

DVGW Kongress:

Was motiviert Sie persönlich, sich so intensiv mit dem Thema Wasserstoff zu beschäftigen – und was möchten Sie den Teilnehmenden Ihres Workshops mit auf den Weg geben?

Jens-Uwe Eras:

Mich motiviert die Überzeugung, dass wir ohne Wasserstoff die Energiewende nicht schaffen werden. Er ist kein Allheilmittel, aber ein unverzichtbarer Baustein für Industrie, Mobilität und Versorgungssicherheit. Die Klimaziele erreichen wir nur mit Wasserstoff, nicht ohne. Den Teilnehmenden möchte ich mitgeben: Fangen Sie an, auch wenn nicht alle Fragen schon beantwortet sind. Wer jetzt Erfahrungen sammelt, hat später die besten Karten im Markt.

DVGW Kongress:

Die Wasserstoffwirtschaft entwickelt sich rasant. Welche Trends oder Entwicklungen beobachten Sie aktuell mit besonderem Interesse – und warum?

Jens-Uwe Eras:

Besonders spannend finde ich die zunehmende Internationalisierung: Wasserstoffprojekte werden global gedacht, mit Partnerschaften zwischen Europa, dem Nahen Osten, Afrika oder Südamerika. Gleichzeitig beobachten wir, wie schnell sich regionale Cluster entwickeln, zum Beispiel in Norddeutschland oder Nordrhein-Westfalen. Medial und im politischen Diskurs ist der Wasserstoff in Deutschland eher negativ behaftet. International insbesondere im Asiatischen Raum erleben wir gerade das Gegenteil. Dieses Zusammenspiel von globalen Lieferketten und regionalen Anwendungszentren wird die Branche in den nächsten Jahren prägen.

DVGW Kongress:

Vielen Dank für das Interview, Herr Eras. Wir freuen uns, Sie bei Einführung in die Wasserstoffwirtschaft am 07. – 08. Oktober 2025 online begrüßen zu können und in den intensiven Austausch zu diesem spannenden Thema zu gehen.