Der DVGW fördert das Gas- und Wasserfach in allen technisch-wissenschaftlichen Belangen. In seiner Arbeit konzentriert sich der Verein insbesondere auf die Themen Sicherheit, Hygiene, Umwelt- und Verbraucherschutz. Mit der Entwicklung seiner technischen Regeln ermöglicht der DVGW die technische Selbstverwaltung der Gas- und Wasserwirtschaft in Deutschland. Hierdurch gewährleistet er eine sichere Gas- und Wasserversorgung nach international höchsten Standards. Der im Jahr 1859 gegründete Verein hat rund 14.000 Mitglieder. Hierbei agiert der DVGW wirtschaftlich unabhängig und politisch neutral
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Referenteninterview mit Dr. Peter Röttgen
Deutschland hat in Rekordzeit LNG-Terminals gebaut, um die Gasversorgung zu sichern. Dr. Peter Röttgen erklärt im exklusiven Interview, warum dieser Schritt entscheidend war, welche Rolle LNG in der Energiewende spielt und wie sich die Zukunft zwischen Wasserstoff und globalem Wettbewerb entwickelt.
DVGW Kongress:
Hallo Herr Dr. Röttgen, Sie sind Geschäftsführer bei der Deutsche Energy Terminal GmbH und werden am 20. Januar 2026 bei der Veranstaltung “Forum Versorgungssicherheit” einen Vortrag zum Thema "Gasimport und Betrieb von LNG-Terminals in Deutschland" halten.
Deutschland hat lange auf Pipelinegas gesetzt. Was waren die entscheidenden Auslöser, die den Bau von LNG-Terminals hierzulande ins Rollen gebracht haben und welche regulatorischen Schritte waren dafür notwendig?
Dr. Peter Röttgen:
Traditionell setzte Deutschland auf Pipeline-Gas, mehr als die Hälfte kam aus Russland. Im Jahr 2022 änderte sich die Lage jedoch aufgrund der geopolitischen Situation dramatisch: Der Ausfall der russischen Gaslieferungen und die Sprengung der Nord-Stream-Pipeline führten zu einem massiven Anstieg der Preise.
In dieser Zeit fiel die politische Entscheidung für den Bau von LNG-Terminals, um neue Importkanäle zur Sicherung der Versorgung zu schaffen. Für diese Aufgabe gründete der Bund die Deutsche Energy Terminal GmbH (DET), die für den Bau, den Betrieb und die Vermarktung der Regasifizierungskapazitäten der staatlichen schwimmenden LNG-Terminals verantwortlich ist.
Dank Bundesmitteln und dem LNG-Beschleunigungsgesetz konnten in kürzester Zeit drei Terminals in Betrieb genommen werden; ein viertes soll im Jahr 2026 fertiggestellt werden. Eine Umsetzung in so kurzer Zeit wäre ohne die Unterstützung des Bundes nicht möglich gewesen.
DVGW Kongress:
Seit der Inbetriebnahme: Wie haben die LNG-Terminals die Versorgungssicherheit konkret beeinflusst?
Dr. Peter Röttgen:
Die LNG-Terminals haben die Importstruktur grundlegend verändert. Sie bieten zusätzliche Importoptionen und erhöhen die Flexibilität gegenüber der bestehenden Pipelinestruktur. Seit der Inbetriebnahme des ersten Terminals im Dezember 2022 haben sich die LNG-Importe in kürzester Zeit zu einer wesentlichen Säule der Gasversorgung entwickelt. Im Kalenderjahr 2024 entfielen rund 8 % der gesamten Gasimporte auf LNG-Terminals, und im Jahr 2025 liegt der Anteil bis einschließlich November bereits bei etwa 10 %.
Darüber hinaus eröffnen sich Diversifikationsoptionen, die die Stabilität des Marktes erhöhen. Gas-Händler bezeichnen die Terminals gerne als „Lebensversicherung“, denn sie tragen maßgeblich zur Preisstabilität bei.
DVGW Kongress:
Viele sehen LNG als Brückentechnologie. Welche Rolle spielen die Terminals in der Energiewende und wie lange wird diese Brücke realistisch halten, wenn Wasserstoff und synthetische Gase an Bedeutung gewinnen?
Dr. Peter Röttgen:
Die FSRU-Terminals sind als Übergangslösung zu landseitigen Anlagen konzipiert. Ursprünglich wurden sie in Deutschland als Notmaßnahme eingeführt, doch ihre Bedeutung geht darüber hinaus. Die Infrastruktur und die Erfahrungen, die wir gewonnen haben, bilden eine solide Grundlage für die Zukunft. Neu geschaffene Infrastrukturen können für neue Technologien genutzt werden – etwa für den Import von Ammoniak oder den Export von CO₂.
Damit sind LNG-Terminals nicht nur eine Brücke, sondern auch ein flexibles Fundament für den Übergang zu Wasserstoff und synthetischen Gasen.
DVGW Kongress:
Vielen Dank für das Interview, Dr. Röttgen. Wir freuen uns, Sie bei unserem Forum Versorgungssicherheit am 20. – 21. Januar 2026 begrüßen zu können und in den intensiven Austausch zu diesem spannenden Thema zu gehen.