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Das Kompetenznetzwerk im Gas- und Wasserfach

Der DVGW fördert das Gas- und Wasserfach in allen technisch-wissenschaftlichen Belangen. In seiner Arbeit konzentriert sich der Verein insbesondere auf die Themen Sicherheit, Hygiene, Umwelt- und Verbraucherschutz. Mit der Entwicklung seiner technischen Regeln ermöglicht der DVGW die technische Selbstverwaltung der Gas- und Wasserwirtschaft in Deutschland. Hierdurch gewährleistet er eine sichere Gas- und Wasserversorgung nach international höchsten Standards. Der im Jahr 1859 gegründete Verein hat rund 14.000 Mitglieder. Hierbei agiert der DVGW wirtschaftlich unabhängig und politisch neutral

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KI in der Versorgungswirtschaft

Zwischen Effizienzsteigerung und menschlichem Faktor

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Datum der Veröffentlichung: 21. Juli 2025

KI in der Versorgungswirtschaft: Zwischen Effizienzsteigerung und menschlichem Faktor

Künstliche Intelligenz verändert die Versorgungswirtschaft rasend schnell – von der Planung über die Verteilung bis hin zur Wartung. Doch der Mensch bleibt ein zentraler Bestandteil der Arbeitsabläufe. Wie gelingt die Balance zwischen Automatisierung und Fachwissen? Lesen Sie hier, welche Möglichkeiten sich eröffnen, welche Hürden es zu meistern gibt und wie Sie die Lücke zwischen Menschen und KI schließen können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Künstliche Intelligenz kann in der Versorgungswirtschaft Prozesse optimieren und die Effizienz steigern.
  • Die meisten deutschen Unternehmen in der Branche sehen sich allerdings noch nicht bereit für eine digitale Transformation, obwohl sie KI bereits in kleinem Umfang nutzen.
  • Teilweise sind dafür hohe Hürden durch Regelungen und Gesetze verantwortlich.
  • Vor allem aber müssen alle Beteiligten sorgfältig geschult und davon überzeugt werden, dass auch sie selbst von der KI profitieren.

Hier kann KI die Versorgungswirtschaft voranbringen

Wissen schafft Möglichkeiten. Die Unmenge von Daten, die KI in der Versorgungswirtschaft sammeln und auswerten kann, erlaubt Optimierungen in vielen verschiedenen Bereichen. Hier erhalten Sie einen Überblick über die Chancen und Hürden für Unternehmen der Energieversorgung und der Wasserwirtschaft.

Energieversorgung

Die Energieversorgung ist der Bereich der Versorgungswirtschaft, in dem bereits am meisten mit KI gearbeitet wird. Eines der wichtigsten Bedenken sei dort bereits ausgeräumt worden, wie Josephin Wagner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, betont: Der Energieaufwand für das Training der KI des Energiesystems ist im Gegensatz zu den erwartbaren Einsparungen verschwindend gering.

Weitere positive Entwicklungen, die KI in der Energieversorgung entfalten kann:

  • Die Auswertung der Datenmengen kann für eine Optimierung der Energieerzeugung und des Energieverbrauchs genutzt werden. Dadurch werden die Stromnetze entlastet.
  • Durch genaue Prognosen können Erneuerbare Energien besser integriert und die Stabilität des Energiesystems erhöht werden.
  • Eventuelle Cyberattacken auf kritische Infrastrukturen (zu denen etwa Stromnetze und Kraftwerke zählen) können frühzeitig erkannt werden.
  • Das Zusammenspiel von Automatisierung und KI ermöglicht eine frühzeitige Feststellung von Bereichen, an denen Reparaturen oder Wartungen an der Anlage erforderlich sind, beispielsweise bei der Trassenüberwachung.

Zudem wird das Energiesystem im Zuge der Energiewende immer komplexer. Blockheizkraftwerke, Photovoltaik, Biogasanlagen und Windkraft ermöglichen es auch Privatpersonen, Strom zu erzeugen und zu verkaufen. Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW, ist der Ansicht, dass die neue Regierung noch nachbessern müsse. Die anfallenden Datenmengen werden stark ansteigen. KI ist in der Lage, Daten in dieser Größenordnung zu analysieren und nutzbar zu machen.

Wasserwirtschaft

Auch in der Wasserwirtschaft macht die Nutzung von KI in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte. Einer davon ist die Verbesserung der Datenlage, wie Mike Schöffel von der Netzdienste Rhein-Main GmbH der DVGW Kongress GmbH berichtet. Weitere Vorteile sind die Folgenden:

  • KI hilft dabei, Wasserknappheit, Starkregen und Hochwasser frühzeitig zu prognostizieren.
  • Sie minimiert Energieverluste durch Pumptechnik.
  • Sie erleichtert die Planung von Kanal- und Regenwassersammelsystemen.
  • Der Zulauf von Kläranlagen kann vorhergesagt werden.
  • KI vereinfacht Bedarfs- und Verbrauchsprognosen, die Feststellung von Wasserverlusten und das Erstellen von Wasserbilanzen.
  • KI ermöglicht sowohl bei der Kanalinspektion als auch bei der Instandhaltung von Trinkwassernetzen die Erkennung von Leckagen, ihre Lokalisierung und bei Bedarf auch die Priorisierung ihrer Behebung.
  • KI ist ein wichtiger Baustein für eine resiliente Wasserversorgung. 

 

Info:

Der Einsatz von KI in der Wasserwirtschaft kann entscheidend zur Einsparung wertvoller Energie beitragen: Durch die Nutzung eines digitalen Zwillings der Kläranlage Trier konnte beispielsweise der Energieverbrauch um 30 Prozent gesenkt werden.

Rechtliche Hürden des KI-Einsatzes in der Versorgungswirtschaft

Die Implementierung von KI-Systemen in Unternehmen der Versorgungswirtschaft ist diversen Regelungen (z.B. EU AI Act, Cyber Resilience Act, Data Act etc.) unterworfen. Laut der Stadtwerkestudie des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft sind die Bürokratiekosten für die Energiewirtschaft bei den Stadtwerken zwischen 2021 und 2023 um 30 Prozent angestiegen sind. Grund dafür ist die große Anzahl an Einzelregelungen und gesetzlichen Vorgaben.

Vor der KI-Transformation ist es daher wichtig diverse Fragen zu klären:

  • Welche Regelungen werden das Unternehmen und die Behörde betreffen?
  • Was steht im EU-Gesetz zur künstlichen Intelligenz (EU AI Act) und inwiefern spielt es für Sie eine Rolle? Welche Bußgelder, Sanktionen sowie einzuhaltende Fristen sind zu beachten?
  • Auf welche Weise erhöht sich der Daten-Schutzbedarf durch die Digitalisierung und die Nutzung von KI?

Hinsichtlich der gesetzlichen Regelungen sollten Sie auch nach der Implementierung von KI aufmerksam bleiben: Da die Technik sich in diesem Bereich aktuell sehr schnell weiterentwickelt, ist mit einer schrittweisen Anpassung der Gesetze zu rechnen.

Mensch ist und bleibt ein wichtiger Faktor

Damit die KI-Implementierung im Unternehmen der Energieversorgung oder in Kommunen funktioniert, müssen Beteiligte entsprechende Schulungen erhalten.

Hier ist noch viel zu tun, wie der Readyness-Report von Kyndrel offenbart: Führungskräfte aus acht Ländern und 25 Branchen gaben an, wie gut vorbereitet ihre Mitarbeiter:innen auf den Einsatz von KI sind. In der Energie- und Versorgungswirtschaft waren es weniger als 27 Prozent. Das ist teilweise auf Unwissen und nicht ausreichende Schulung zurückzuführen, teils aber auch auf offene Ablehnung. Derselben Studie zufolge gaben 20 Prozent der Führungskräfte an, dass die Kolleg:innen KI (teils offen feindselig) ablehnen.

Im Zuge der Implementierung von KI sollten Sie daher mehrere Schritte gehen:

  • Entwerfen Sie eine Vision für den Einsatz der KI im Unternehmen.
  • Stellen Sie in den Vordergrund, inwieweit die Belegschaft von der Nutzung der KI profitieren wird.
  • Gehen Sie die Implementierung der KI an wie jedes andere Projekt auch – mit ausreichend Zeit, Personal und Budget.
  • Bieten Sie gut vorbereitete Schulungen an, damit Beteiligte die Berührungsängste mit der neuen Technik verlieren.

Gehen Sie von Anfang an transparent mit den KI-Plänen um und bieten Sie viel Aufklärung zu KI-gestützten Themen. Zudem sollten Sie gleichzeitig betonen, dass die Nutzung von KI keine Option ist, sondern zur Unternehmenskultur gehören wird – so adressieren Sie mögliche Zweifel.

Fazit: Ohne Transparenz und Akzeptanz kein funktionierender KI-Einsatz in der Versorgungswirtschaft

Richtig eingesetzt, kann künstliche Intelligenz zur Prozessoptimierung in der Versorgungswirtschaft beitragen. Damit einher gehen Kostensenkungen und eine Maximierung der Gewinne. Die neue Technik kann somit zu einer sicheren, kosteneffizienten und klimafreundlichen Versorgung beitragen.

Dies gilt allerdings nur, wenn die Unternehmen sie ganzheitlich nutzen und nicht lediglich durch Einzelpersonen in wenigen Bereichen einsetzen. Damit die Transformation gelingt, muss eine ganzheitliche KI-Strategie entwickelt werden.

Wichtig ist, dass alle Beteiligten diese Strategie akzeptieren und sich auf die neue Arbeitsweise einstellen. Transparenz und sorgfältige Schulungen sind dafür unabdingbar.

Informationen und Anregungen von Expert:innen erhalten Sie auf unserer Veranstaltung "KI in der Versorgungswirtschaft KOMPAKT" am 09. Oktober 2025.
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