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Carbon Management in der Versorgungswirtschaft

Technologien und Strategien zur CO₂-Reduktion

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Datum der Veröffentlichung: 29. September 2025

 

 

Bis 2045 soll Deutschland treibhausgasneutral sein – das steht im Klimaschutzgesetz, das 2024 in Kraft getreten ist. Dieses Ziel zu erreichen, erfordert einen gewaltigen Kraftakt, der fast alle Branchen umfasst. Auch die Versorgungswirtschaft muss sich auf erhebliche Veränderungen einstellen. Welche das sind, welche Möglichkeiten sich neben der frühzeitigen Vermeidung von Emissionen durch die Nutzung alternativer Energien eröffnen und welche Hindernisse es noch gibt, erfahren Sie hier.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Carbon Management umfasst die Nutzung alternativer Energien, die Verbesserung der Energieeffizienz, die CO2-Bilanzierung und künftig auch die CO2-Abscheidung, -Speicherung und -Nutzung.
  • Das überarbeitete Kohlendioxid-Speichergesetz  ist bislang nicht in Kraft getreten, aber die Bundesregierung hat eine Carbon-Management-Strategie formuliert.
  • Es gibt seit Jahren Projekte, die sich der neuen Technologien für das Carbon Management bedienen.
  • Insgesamt wichtig: ein ganzheitlicher Ansatz bei der Entwicklung hin zur Treibhausgasneutralität.

Neue Möglichkeiten für das Carbon Management

Unter dem Begriff Carbon Management werden Maßnahmen zusammengefasst, die auf verschiedene Weise die CO2-Reduktion vorantreiben. Im Zusammenspiel können sie dafür sorgen, dass Unternehmen ihre Ziele erreichen. Mehrere technische Möglichkeiten befinden sich in unterschiedlichen Stadien der Entwicklung und Erprobung.

Carbon Accounting

Durch die Treibhausgas-Bilanz ist es möglich, festzustellen, wie viele Emissionen wo und wann durch ein Unternehmen freigesetzt werden. Sobald der Ist-Zustand feststeht, lässt sich analysieren, an welchen Stellen Einsparungen möglich sind. Es gibt Tools, die bei der Bilanzierung helfen, die mit den Emissionen in den Lieferketten, im Betrieb und bei der Energieversorgung ein weites Feld umfasst.

Hier kann professionelle Hilfe angebracht sein, wie Jörn Sünkel, Senior Berater beim Hamburg Institut, betont: „Da auf diesem sehr dynamischen Feld nahezu täglich neue Informationen hinzukommen, ist es durchaus sinnvoll, sich im Sinne einer strukturierten Herangehensweise Beratung von darauf spezialisierten Unternehmen hinzuzuholen.“

Carbon Capture and Storage (CCS)

Carbon Capture and Storage bedeutet die Abscheidung und die anschließende Speicherung von Kohlendioxid, das bei industriellen Prozessen anfällt. Die Speicherung soll in tiefen geologischen Formationen vorgenommen werden und dauerhaft sein, sodass das CO2 nicht in die Atmosphäre gelangt.

Auch wenn grüne Energien und die Emissionsvermeidung auf jeden Fall immer wichtig sind, betont Silvio Konrad, Vorsitzender der Geschäftsführung von TÜV NORD EnSys: „Zur Bewältigung des Klimawandels kann aber auch am Ende der Wertschöpfungskette die dauerhafte Speicherung von unvermeidbaren CO2-Emissionen ein Teil der Lösung sein.“

Carbon Capture and Use (CCU)

CCU beginnt genau wie CCS mit der Abscheidung von Kohlendioxid während der industriellen Prozesse. Statt das CO2 dann aber für die langfristige Speicherung anzutransportieren, wird es anderweitig verwendet – etwa in der Chemiebranche.

Info

Carbon Capturing sollte nur denjenigen Branchen gestattet sein, in denen Emissionen schwer oder nicht vermeidbar sind. Das kann ein weit gefasster Begriff sein, wie Prof. Dr. Karen Pittel und Dr. Johannes Pfeiffer vom ifo-Institut erklären.

CSS und CCU: Das ist bislang möglich

In Norwegen gibt es bislang bereits zwei CSS-Projekte: Das Sleipner-Projekt wird seit 1996 durchgeführt. Hier werden jährlich rund eine Million Tonnen CO2 unter der Nordsee gespeichert. Das Projekt Northern Lights hingegen ist das erste grenzübergreifende Projekt dieser Art: Hier wird auch C02 aus dem Ausland in 2.600 Metern Tiefe unter dem Meeresgrund gespeichert.

 

„Mit der sicheren Speicherung von CO2 unter dem Meeresboden erreichen wir einen wichtigen Meilenstein. Dies zeigt, dass die Abscheidung, der Transport und die Speicherung von CO2 als skalierbare Technologie machbar ist“, erklärt Anders Opedal, CEO von Equinor, dem beteiligten internationalen Energieunternehmen.

In Island wird im Rahmen des CarbFix-Projekts in Wasser gelöstes CO2 in Basaltgestein injiziert, wo es binnen einiger Jahre mineralisiert und so dauerhaft gespeichert bleibt.

Projct Greensand aus Dänemark hat ein Schiff entwickelt, dass jährlich bis zu 400.000 Tonnen CO2 auf die Nordsee hinausfahren und es in ehemaligen Öl- und Gasfeldern in 1.800 Metern Tiefe einlagern soll. Die Kapazitäten sollen noch ausgebaut werden.

Die Projekte rund um CCU sind noch nicht ganz so weit gediehen. Anwendungsmöglichkeiten sind etwa:

  • die Methanisierung, also die Umwandlung von CO2 in Methan und Wasser
  • die Erzeugung von Synthesegas, das in der chemischen Industrie verwendet wird

In diesen Bereichen ist noch Forschung und Entwicklung nötig, wie die Fachleute des EMW erklären: „Eine der größten Hürden ist die Wirtschaftlichkeit der Prozesse. Viele der derzeit verfügbaren Technologien sind kostspielig und erfordern erhebliche Investitionen in Infrastruktur und Forschung.“ Zudem würden diese und andere Verfahren bereits in Pilotprojekten oder im Labor erfolgreich umgesetzt, allerdings müssten sie auf industrielle Maßstäbe skaliert werden.

Die Carbon-Management-Strategie der Bundesregierung von 2024

Am 26. Februar 2024 hat die Bundesregierung ein Eckpunktepapier für eine Carbon-Management-Strategie veröffentlicht und am 29. Mai 2024 einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, der in das Gesetz zur dauerhaften Speicherung und zum Transport von Kohlendioxid (KSpG) münden soll. Dieser Vorschlag wurde am 6. August 2025 vom Kabinett beschlossen und ist damit ein offizieller Gesetzesentwurf der Bundesregierung.

Ziel des Gesetzesentwurfs sind notwendige Änderungen in der bisherigen deutschen Gesetzgebung hinsichtlich der Abscheidung und der Speicherung von CO2. Bislang durfte das nur zu Forschungszwecken passieren und nicht systematisch und im großen Rahmen zu Klimaschutzzwecken.

Info

Das Carbon Dioxide Removal (CDR), mit dem CO2 aktiv aus der Atmosphäre entnommen und gespeichert werden kann, ist noch kein Bestandteil des neuen Gesetzesentwurfs. Laut Koalitionsvertrag betrachtet die Regierung diese Vorgehensweise aber als möglicherweise wichtige Zukunftstechnologie, um bis 2045 ein treibhausneutrales Deutschland zu schaffen.

Die CO2-Infrastruktur in Deutschland: Pläne bis 2045

Zu einer belastbaren, sicheren und ökonomisch sinnvollen CO2-Infrastruktur gehören Pipelines, aber auch der Transport per Schiff, LKW und Eisenbahn, da sind sich die DIHK und der Verband der Gas- und Wasserstoffwirtschaft sicher.

Zwei Fraunhofer-Institute haben sich zusammengetan, um die Simulation eines optimierten CO2-Transportnetzes für das Jahr 2045 zu erstellen. Dafür wurde berücksichtigt, wo wie viel CO2 anfällt und wo es weiterverwendet werden kann.

Fazit: Ganzheitlicher Ansatz für das Carbon Management

Klimaexperte Jan Philipp Trusheim von myclimate erklärt: „Mit einem langfristigen, ambitionierten Klimaziel im Fokus und einer individuellen Roadmap zur CO₂-Reduktion wird durch die Klimastrategie das Fundament für den strategischen Klimaschutz im Unternehmen gebildet.“

Dazu ergänzt seine Kollegin Dr. Susanne Köhler: „Ein strukturierter, ganzheitlicher Ansatz kann helfen die Komplexität zu reduzieren und Maßnahmen verschiedener Abteilungen und Geschäftseinheiten zu bündeln.“ Diese Maßnahmen umfassen Analyse, Dokumentation und Vermeidung, aber auch die Abscheidung, Speicherung und Weiterverwendung von CO2.

Interessieren Sie sich für das Thema? Dann empfehlen wir Ihnen das Technikforum Carbon Management am 3. Dezember 2025!
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