Der DVGW fördert das Gas- und Wasserfach in allen technisch-wissenschaftlichen Belangen. In seiner Arbeit konzentriert sich der Verein insbesondere auf die Themen Sicherheit, Hygiene, Umwelt- und Verbraucherschutz. Mit der Entwicklung seiner technischen Regeln ermöglicht der DVGW die technische Selbstverwaltung der Gas- und Wasserwirtschaft in Deutschland. Hierdurch gewährleistet er eine sichere Gas- und Wasserversorgung nach international höchsten Standards. Der im Jahr 1859 gegründete Verein hat rund 14.000 Mitglieder. Hierbei agiert der DVGW wirtschaftlich unabhängig und politisch neutral
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mit Hayo Seeba
Das Forschungsprojekt HyCAVmobil hat gezeigt, dass die Speicherung von Wasserstoff in unterirdischen Salzkavernen nicht nur möglich, sondern auch effizient und sicher ist. Die Erkenntnisse aus diesem Projekt sind von großer Bedeutung für die zukünftige Nutzung von Wasserstoff als Energieträger, insbesondere im Mobilitätsbereich.
Im Vorfeld unserer Veranstaltung H2-Untergrundspeicherung am 18. Juni 2025 hat uns Herr Seeba ein paar kurze Fragen zu seinem Beitrag "Erfahrungen aus HyCAVmobil und die Zukunft der Wasserstoff-Speicherung in Huntorf" beantwortet.
DVGW Kongress:
Hallo Herr Seeba, Sie sind Projektleiter bei der EWE GASSPEICHER GmbH und werden am 18. Juni 2025 bei der Veranstaltung "H2-Untergrundspeicherung" als Referent einen Vortrag zum Thema "Erfahrungen aus HyCAVmobil und die Zukunft der Wasserstoff-Speicherung in Huntorf" halten.
Können Sie erklären, was die größten Herausforderungen bei der Entwicklung von Deutschlands erster Wasserstoffkaverne waren und wie diese überwunden wurden?
Hayo Seeba:
Die Kaverne wurde nach Bau und Komplettierung erfolgreich auf Dichtheit getestet. Nach anfänglichen Herausforderungen und einer daraus resultierenden Projektverlängerung konnte die Integrität der Bohrung nachgewiesen werden. Der zweite Dichtheitstest zeigte, dass die Kaverne und die Kavernenbohrung den hohen Anforderungen standhalten. Es wurde jedoch festgestellt, dass branchenübliche Dichtheitstests mit Stickstoff nicht direkt auf die Wasserstoffspeicherung übertragbar sind. Es wurde aufgezeigt, dass noch Entwicklungsbedarf besteht, insgesamt jedoch sichere Wasserstoffkavernen gebaut und betrieben werden können.
DVGW Kongress:
Welche spezifischen Erkenntnisse aus dem HyCAVmobil-Projekt in Rüdersdorf haben Sie bei der Umrüstung der Salzkavernen in Huntorf berücksichtigt, insbesondere in Bezug auf die Reinheit des gespeicherten Wasserstoffs?
Hayo Seeba:
Im Projekt HyCAVmobil konnte nachgewiesen werden, dass sich die Reinheit des gespeicherten Wasserstoffs in einer neu hergestellten Kaverne nur sehr geringfügig verringert. Diese Erkenntnis ist jedoch nicht vollständig auf die Umrüstung einer Bestandskaverne von Erdgas auf Wasserstoff anwendbar, auch die Herstellungsweise der Kaverne ist für die spätere Gasqualität ausschlaggebend. Da die Testkaverne und die umzurüstende Kaverne im Projekt CHC Speicher Huntorf auf die gleiche Weise hergestellt wurden, konnten die Ergebnisse dennoch als Entscheidungsgrundlage für die Wahl der Technologie zur Gastrocknung und -reinigung herangezogen werden.
DVGW Kongress:
Welche spezifischen Anforderungen gibt es für die Nutzung von Kavernen zur Wasserstoffspeicherung und welche Sicherheitsmaßnahmen sind besonders wichtig?
Hayo Seeba:
Etwaige H2-Austrittszenarien müssen im Vergleich zu Erdgaskavernen aufgrund der Stoffunterschiede anders bewertet werden. Diese Bewertungen sind für die Speicherbranche und alle involvierten Stakeholder wie bspw. Sachverständige, Behörden, Planer & Anlagenbauer und Feuerwehren diskussionswürdig, da es keine umfassenden Erfahrungswerte gibt. Auch die Sicherheits- und Leckgaskonzepte innerhalb einer Gasspeicheranlage unterscheiden sich von denen der bestehenden Erdgasspeicher.
DVGW Kongress:
Wie sehen Sie die Rolle von Wasserstoffspeicherung in der Energiewende und welche Vorteile bietet sie im Vergleich zu anderen Energiespeichertechnologien?
Hayo Seeba:
Im Rahmen der Energiewende müssen einerseits konventionelle Energieträger in ihrer Funktion als Energielieferant ersetzt werden, andererseits bedeutet die Abkehr von konventionellen Energieträgern aber auch, sie zum Beispiel in ihrer Funktion als Grundstoff in chemischen Industrieanwendungen durch Alternativen zu ersetzen. Grüner Wasserstoff eignet sich als Energieträger und Speichermedium erneuerbarer Energien ebenso wie als Grundstoff in entsprechenden Prozessen. Er ist damit ein wesentliches Element zur Erreichung der ambitionierten Klimaziele. Eine zentrale Herausforderung beim Einsatz von grünem Wasserstoff besteht darin, den Bedarf zukünftiger Abnehmer mit der inländischen Produktion und dem Import zu synchronisieren. Vor allem die Speicherung von Wasserstoff – insbesondere in Salzkavernen – ermöglicht die zeitliche Verteilung von Energiemengen in dieser Größenordnung und ist damit ein Schlüssel zur erfolgreichen Integration von grünem Wasserstoff in das Energiesystem der Zukunft.
DVGW Kongress:
Vielen Dank für das Interview, Herr Seeba. Wir freuen uns, Sie bei H2-Untergrundspeicherung am 18. Juni 2025 begrüßen zu können und in den intensiven Austausch zu diesem spannenden Thema zu gehen.