Der DVGW

Das Kompetenznetzwerk im Gas- und Wasserfach

Der DVGW fördert das Gas- und Wasserfach in allen technisch-wissenschaftlichen Belangen. In seiner Arbeit konzentriert sich der Verein insbesondere auf die Themen Sicherheit, Hygiene, Umwelt- und Verbraucherschutz. Mit der Entwicklung seiner technischen Regeln ermöglicht der DVGW die technische Selbstverwaltung der Gas- und Wasserwirtschaft in Deutschland. Hierdurch gewährleistet er eine sichere Gas- und Wasserversorgung nach international höchsten Standards. Der im Jahr 1859 gegründete Verein hat rund 14.000 Mitglieder. Hierbei agiert der DVGW wirtschaftlich unabhängig und politisch neutral

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Referenten-Interview

mit Dr. Hans-Walter Borries

Am 5. Dezember 2024 findet die Online-Veranstaltung zum KRITIS-Dachgesetz statt. Diese Veranstaltung bietet eine Plattform, um sich über die neuesten rechtlichen Entwicklungen und Best Practices im Bereich der kritischen Infrastrukturen zu informieren. Das KRITIS-Dachgesetz, das die CER-Richtlinie der EU in nationales Recht umsetzt, zielt darauf ab, den physischen Schutz kritischer Infrastrukturen wie Energie- und Wasserversorgung zu verstärken.

Erhalten Sie am 05. Dezember 2024 wertvolle Einblicke in die neuesten rechtlichen Entwicklungen und Best Practices zum Schutz kritischer Infrastrukturen. 

Im Vorfeld der Veranstaltung hat Herr Dr. Borries uns ein paar Fragen zu seinem Beitrag am Veranstaltungstag beantwortet. 

DVGW Kongress:

Hallo Herr Dr. Borries, Sie sind Direktor beim Institut für Wirtschafts- und Sicherheitsstudien und werden am 05. Dezember 2024 bei dem Online-Seminar KRITIS-Dachgesetz: Rechtssichere und pragmatische Umsetzung in der Energie- und Wasserwirtschaft als Referent einen Vortrag zum Thema "Kritische Infrastrukturen in Zeiten komplexer Bedrohungen: Wie steht es um die physische Sicherheit in der Energie- und Wasserindustrie?" halten.

Welche spezifischen Bedrohungen sehen Sie derzeit als die größten Risiken für die physische Sicherheit in der Energie- und Wasserindustrie?

Dr. Hans-Walter Borries:

Zu den größten Risiken zählen derzeit die Unwetterlagen (Sturm, Starkregen, Dauerregen) und daneben die Aktivitäten von sogenannten Aktivisten, erst recht potentielle Anschläge von Terroristen und die Möglichkeit von hybrider Kriegsführung im Vorfeld vor einem Spannungsfall bzw. eines Verteidigungsfalles. Aufgrund der Vielzahl von Objekten bzw. Liegenschaften, z. B. über 38.000 Strommasten, über 1000 Umspannwerke, über 5000 Wasserversorgungsanlagen und die Lauflängen von Stromkabeln und Rohrleitungen eignen sich solche Einrichtungen für Anschläge, da eine permanente Bewachung und Sicherung über 24/7 nur mit sehr hohen Kosten- und Personalaufwand sicherzustellen ist.

DVGW Kongress:

Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren (z.B. Regierung, private Unternehmen, Sicherheitsbehörden) bei der Sicherung kritischer Infrastrukturen?

Dr. Hans-Walter Borries:

Eine enge Zusammenarbeit mit den Ordnungsämtern der Städte und Landkreise/Kreise sowie den Polizeikräften (ggf. mit anderen Blaulichtorganisation – BOS) ist stets von Vorteil. Hier gilt der Grundsatz: „In der Krise, gemeint auch in der Phase vor der Krise (= in der Prävention) die Köpfe (der Entscheider) zu kennen“.

Die öffentlichen Kräfte von Polizei und Ordnungsämter reichen aber nicht aus, um einen 100% Schutz vor Anschlägen zu gewährleisten, im Spannungs- und Verteidigungsfall müssten dann neben der Bundespolizei die Kräfte der Bundeswehr, hier aus den sogenannt Heimatschutz-Regimentern für den Objektschutz und Sicherungsaufgaben herangezogen werden. Leider haben die Bundeswehr-Einheiten nicht mehr die Stärke und Ausrüstung wie sie noch in der Zeit des Kalten Krieges ausgestattet waren, so dass ab dem Jahr 2026 rund 6.000 Kräfte aus den aufzubauenden Heimatschutz-Regimentern vorhanden sind.

DVGW Kongress:

Wie wichtig ist die Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter in der Energie- und Wasserindustrie für die Aufrechterhaltung der physischen Sicherheit?

Dr. Hans-Walter Borries:

Dies ist eine Kern- und Zentralforderung für den Aufbau von schichtfähigen, d. h. über Tage durchhaltefähigen Krisen- und Notfallstäbe, die in alle möglichen Gefahrenlagen eingewiesen werden müssen. Die Erkenntnisse aus Ausbildungsvorhaben müssen dann in Stabsübungen bis hin zu Vollübungen überprüft werden, um so Optimierungspotential zu Erhöhung der Resilienz zu gewinnen. Dies wird eine Dauerausgabe (Ausbilden und Übungen) für die Zukunft.

DVGW Kongress:

Welche Maßnahmen sollten Ihrer Meinung nach auf politischer Ebene ergriffen werden, um die physische Sicherheit in der Energie- und Wasserindustrie langfristig zu gewährleisten?

Dr. Hans-Walter Borries:

Das kommende KRITIS-Dach-Gesetz in Anlehnung an EU-NIS2 und EU-Cert wird für KRITIS-relevante Unternehmen (...) gesetzliche Vorgaben zum besseren Schutz und zur Stärkung der Resilienz und Durchhaltefähigkeit auch bei Störungen mittels Physische Gefahrenlagen aufzeigen. Unternehmen müssen danach Ihr Business Continuity Management auch auf KRITIS-Gefahrenlagen anpassen und dies in regelmäßigen Schulungen und Übungen umsetzen. Dies erfordert neben Disziplin auch den erhöhten Einsatz von Finanzmitteln. Für den Fall, das sich terroristische Aktionen in Deutschland verstärkt ergeben, oder sogar im Vorfeld einer militärischen, zuerst hybriden asymmetrischen kriegerischen Auseinandersetzung, es zu Aktionen in Deutschland kommen, müssen verstärkt die Anforderungen an den neuen „Operationsplan Deutschland“ neu aufgestellt und regelmäßig überprüft werden. Da der Katastrophenschutz Ländersache ist, sind über Landesparlamente die neuen Anforderungen und Vorgaben überprüft und hinterfragt werden.

DVGW Kongress:

Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Borries. Wir freuen uns, Sie bei KRITIS-Dachgesetz am 05. Dezember 2024 begrüßen zu können und in den intensiven Austausch zu diesem spannenden Thema zu gehen.