Der DVGW

Das Kompetenznetzwerk im Gas- und Wasserfach

Der DVGW fördert das Gas- und Wasserfach in allen technisch-wissenschaftlichen Belangen. In seiner Arbeit konzentriert sich der Verein insbesondere auf die Themen Sicherheit, Hygiene, Umwelt- und Verbraucherschutz. Mit der Entwicklung seiner technischen Regeln ermöglicht der DVGW die technische Selbstverwaltung der Gas- und Wasserwirtschaft in Deutschland. Hierdurch gewährleistet er eine sichere Gas- und Wasserversorgung nach international höchsten Standards. Der im Jahr 1859 gegründete Verein hat rund 14.000 Mitglieder. Hierbei agiert der DVGW wirtschaftlich unabhängig und politisch neutral

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Wie gestaltet sich die Zukunft der kommunalen Wärmeplanung?

Interview mit Andreas Schick, Geschäftsführer, Netze-Gesellschaft Südwest mbH

Die kommunale Wärmeplanung umfasst die Erstellung maßgeschneiderter Pläne unter Einbeziehung lokaler Potenziale und wirtschaftlicher Vergleiche verschiedener Energiequellen wie Wasserstoff, Strom und Wärmenetze. Die Ertüchtigung der Gasinfrastruktur für Wasserstoff ist entscheidend, um die Energiewende voranzutreiben und den Wirtschaftsstandort zu stärken. 

Andreas Schick, Geschäftsführer, Netze-Gesellschaft Südwest mbH spricht auf dem DVGW Kongress 2024 in Berlin zu dem Thema "Herausforderungen des GEG und der kommunalen Wärmeplanung sowie Verzahnung zu einer regionalen Energieverteilstrategie". Wir hatten die Gelegenheit bereits im Vorfeld einige Fragen an Herrn Schick zu stellen zu diesem wichtigen Thema. 

Was kann man unter kommunaler Wärmeplanung verstehen und welche Veränderungen sehen Ihre Pläne in der Zukunft vor?

Bei der kommunalen Wärmeplanung erstellt die Gemeinde anhand der vorhandenen Potentiale sowie von Kriterien gemäß dem Gebäudeenergiegesetz und dem Wärmeplanungsgesetz einen gemeindebezogenen Wärmeplan für die Zukunft. Dabei sollten alle drei Sektoren betrachtet und wirtschaftlich miteinander verglichen werden: Wasserstofftransformation mit Wärme aus Wasserstoff, Wärme aus Strom, Hybride Lösungen und Wärmenetze. Wichtig ist auch eine Beteiligung der Betroffenen Kostenträger und Energieversorger mit Anfrage von Stellungnahmen, wie Energienetzbetreibern, Mietenden und Immobilienbesitzenden etc. Am Ende sollte die Kommune erst dann eine Entscheidung treffen müssen, wenn klar ist, welcher Sektor welche Verfügbarkeiten (Geschwindigkeit Stromnetzausbau, Verfügbarkeit von Wasserstoff, etc.) und Wirtschaftlichkeiten bereitstellen kann. Im Idealfall sollten vorhandene Assets und Potentiale optimal genutzt werden, um die Kosten niedrig zu halten. Wir unterstützen die Gemeinden mit unseren gebäudescharfen Tools zur Bewertung von Potentialen, Bedarfen und Wirtschaftlichkeiten und werden diese Tools stetig verbessern.

 

Wie bewerten Sie in dem Zusammenspiel von Strom und Gas die Rolle von Gaskraftwerken?

Das Zusammenspiel von Strom und Gas sollte sich zur Erreichung der Klimaziele schnell zu einem Zusammenspiel von Strom und Wasserstoff entwickeln. Wasserstoffkraftwerke werden die zukünftige Grundlast der Stromnetze gewährleisten, wenn es kein Öl, keine Kohle und kein Gas mehr gibt. Daher sind sie Systemrelevant für disponible Leistung. Beim Zusammenspiel kostet grüner Strom in der Erzeugung weniger, dafür ist der Ausbau der Stromnetze enorm teuer. Beim Wasserstoff ist die Erzeugung zwar etwas teurer, dafür kosten die Wasserstoffnetze nur einen Bruchteil des Stroms. Wärmenetze rechnen sich nur dann, wenn eine günstige Abwärme z.B. aus der Industrie genutzt werden kann oder es z.B. Potentiale aus Tiefengeothermie oder Wärme aus Seen etc. gibt, die wirtschaftlich genutzt werden können. In allen anderen Fällen ist die Wärme aus Wärmenetzen oft sehr teuer und vielfach noch gar nicht dekarbonisiert (siehe Preismonitor Bundesverbraucherverband 11/23). Um die Ziele der Klimaneutralität zur erreichen und dennoch bezahlbare Energie für Wirtschaft, Gewerbe und Haushalte zu bekommen, muss die Energie- und Wärmewende gegenüber den Sektoren diskriminierungsfrei vom Preis der Endverbrauchenden gedacht werden. Dafür braucht es ein neues, technologieoffenes Austarieren der Sektoren unter intelligenter Einbindung der vorhandenen Assets.

 

Wie lassen sich aus Ihrer Sicht die Herausforderungen in der kommunalen Wärmeplanung lösen?

Durch eine gebäudescharfe Betrachtung unter Berücksichtigung der lokalen Möglichkeiten und Potentiale und Auswahl der wirtschaftlichsten Lösung – siehe oben.

 

Welche Bedeutung hat für Sie dabei die Ertüchtigung der Gasinfrastruktur für Wasserstoff?

Ohne die H2-Transformation in den Verteilnetzen wird der Wasserstoff nicht bei den Endkunden ankommen, weil das H2-Kernnetz nur einen Bruchteil abdeckt. Denn die Wasserstoffnetze werden die Energie- und Wärmewende am Ende günstiger und schneller realisierbarer machen. Und das schützt am Ende den Wirtschaftsstandort und die Arbeitsplätze. Denn ohne deren Einnahmen, können wir die Energiewende langfristig nicht bezahlen.

 

Wie lässt sich die Abwärme aus der Industrie für die kommunale Wärmeplanung Ihrer Meinung nach einsetzen?

Ja, innerhalb von Wärmenetzen, wenn diese zu einem marktfähigen Preis zur Verfügung gestellt wird.

 

Welche Themen möchten Sie beim DVGW Kongress 2024 diskutieren?

  • Kommunale Wärmeplanung
  • Kostenvergleich der Sektoren Strom, Wasserstoff und Wärmenetze
  • H2-Transformation

 

Vielen Dank für das Interview, Herr Schick! Wir freuen uns mit Ihnen gemeinsam über diese Themen auf dem DVGW Kongress 2024 zu sprechen.