Referenteninterview mit Markus Pichler und Stephan Bauer
Das Projekt "USS-2030" zielt darauf ab, ein untertägiges Wasserstoffspeichersystem in einer ausgeförderten porösen Erdgaslagerstätte zu entwickeln. Durch die Nutzung bestehender geologischer Strukturen soll Wasserstoff sicher und effizient gespeichert werden, um die Energiewende zu unterstützen und nachhaltige Energiespeicherlösungen zu fördern.
Im Vorfeld unserer Veranstaltung H2-Speicherung am 18. Juni 2025 haben uns Herr Pichler und Herr Bauer ein paar kurze Fragen zu Ihrem Beitrag "USS-2030: Demonstration untertägiger Wasserstoffspeicherung in ausgeförderten Erdgaslagerstätten" beantwortet.
DVGW Kongress:
Hallo Herr Pichler, Hallo Herr Bauer, Sie sind bei der RAG Austria AG in einer leitenden Position und werden am 18. Juni 2025 bei der Veranstaltung "H2-Speicherung" als Referenten gemeinsam einen Vortrag zum Thema "USS-2030: Demonstration untertägiger Wasserstoffspeicherung in ausgeförderten Erdgaslagerstätten" halten.
Was ist das Hauptziel des Projekts "Underground Sun Storage 2030" und welche Vorteile bietet es im Vergleich zu herkömmlichen Energiespeichermethoden?
Herr Pichler und Herr Bauer:
Das Projekt USS-2030 zeigt, dass die großvolumige Speicherung von erneuerbarer Energie, in Form von Wasserstoff in ausgeförderten porösen Erdgaslagerstätten möglich ist.
Insgesamt gingen dem Projekt bereits 8 Jahren an intensiver Forschungstätigkeit voraus, in denen mehrfach gezeigt wurde, dass Wasserstoff sicher im Untergrund gelagert werden kann ohne negative Effekte auf die Speicheranlage zu haben.
Im Unterschied zu anderen Energiespeichertechnologien bietet eine ausgeförderte Erdgaslagerstätte den Vorteil, dass sie große Mengen an Energie (TWh) sauber und fast unsichtbar speichern kann. Damit kann die Volatilität, die mit der Erzeugung erneuerbarer Energie einhergeht ausgeglichen und eine kontinuierliche Versorgung sichergestellt werden.
DVGW Kongress:
Welche Technologischen Innovationen und Herausforderungen sind mit der Speicherung von Wasserstoff in ausgeförderten Erdgaslagerstätten verbunden?
Herr Pichler und Herr Bauer:
Grundsätzlich funktioniert ein untertägiger Wasserstoffspeicher gleich wie ein untertägiger Erdgasspeicher.
In diesen wird bereits seit Jahrzehnten Energie in Form von Erdgas gelagert, um in Zeiten hohen Bedarfs zusätzliche Energie zur Verfügung zu stellen.
Der Unterschied zu Wasserstoff liegt im speziellen in der Energiedichte. Durch seine physikalischen Eigenschaften (Energieinhalt/Nm³; Kompressibilität;) muss das gespeicherte Volumen 3-mal so groß sein, um dieselbe Energiemenge zu speichern wie mit Erdgas.
Wesentlich im Erprobungsstatus ist auch zusätzliches Monitoring und Beweissicherung. Was davon dann im Regelbetrieb auch notwendig ist, wird ebenfalls im Projekt untersucht.
Es ist aber allgemein festzuhalten, dass in der chemischen Industrie schon seit Jahrzehnten mit Wasserstoff gearbeitet wird und die technologischen Herausforderungen für andere Anwendungen bereits gelöst wurden.
DVGW Kongress:
Wie sehen die bisherigen Ergebnisse und Fortschritte des Projekts aus, und welche Meilensteine erwarten Sie in den kommenden Jahren?
Herr Pichler und Herr Bauer:
Mit Abschluss des zweiten Entnahmezyklus Ende April 2025, konnten wichtige Erkenntnisse zum Verhalten des Wasserstoffs in der Lagerstätte gewonnen werden.
Diese Ergebnisse können direkt auf die anderen RAG Speicheranlagen übertragen werden. Somit steht technisch einer kommerziellen skalierten Speicherung von Wasserstoff nichts mehr im Weg.
Darüber hinaus können die gewonnen Resultate zum Teil auch auf andere geologische Speicherformationen übertragen werden.
Für die kommenden Jahre ist geplant innerhalb des EUH2STARS Projektes noch 4 weitere Speicherzyklen durchzuführen, um auch noch das Langzeitverhalten von Wasserstoff beobachten zu können.
Weiter soll in Zusammenarbeit mit Projektpartnern gezeigt werden, wie Wasserstoffspeicher in die Wasserstoff Infrastruktur und den Wasserstoff Markt integriert werden können bzw. für ein funktionieren dieser eine Grundvoraussetzung bilden.
Zentraler Bestandteil des EUH2Stars Projektes ist es auch die Skalierung von Untergrund-Wasserstoffspeicherprojekten voran zu treiben.
So wird sowohl die Errichtung eines neuen Speichers sowie der Umbau eines bestehenden Erdgasspeichers vorbereitet um bei geeigneten Randbedingungen im Markt unmittelbar mit der Umsetzung beginnen zu können.
DVGW Kongress:
Welche Rolle spielt die internationale Zusammenarbeit bei der Umsetzung des Projekts, und wie profitieren andere Länder, insbesondere Deutschland, von den Erkenntnissen und Technologien des "Underground Sun Storage 2030"?
Herr Pichler und Herr Bauer:
Die RAG Projekte zur Wasserstoffspeicherung haben von Anfang an ein großes internationales Interesse geweckt.
Dies hat dazu geführt, das es neben vieler internationaler Anfragen auch zahlreiche Besucher bis hin zu einer australischen Delegation bei uns am Speicher Rubensdorf gab.
RAG Austria AG hat auch in allen ihren Projekten den Austausch mit internationalen Stakeholdern gepflegt.
Dies ist entscheidend da natürlich ein Projekt nicht alle Forschungsaspekte abdecken kann und somit auch Laborergebnisse aus anderen Forschungsprojekten und Pilotanlagen in unsere Betrachtungen eingeflossen sind.
Wie bereits erwähnt sind viele der Ergebnisse aus USS-2030 und dessen Vorprojekten, auch auf andere Porenspeicherlagerstätten übertragbar.
Dies beweisen Projekte wie das von UNIPER geleitet HyStorage Projekt, dessen Resultate mit den RAG Ergebnissen gut übereinstimmen.
Voraussichtlich mit Ende 2025 wird ein öffentlich verfügbarerer Endbericht zum Projekt USS-2030 vorliegen, der die Umsetzung von Wasserstoffspeicherprojekten in anderen Ländern so wie auch in Deutschland unterstützen wird.
DVGW Kongress:
Vielen Dank für das Interview, Herr Pichler und Herr Bauer. Wir freuen uns, Sie bei der Veranstaltung H2-Speicherung am 18. Juni 2025 begrüßen zu können und in den intensiven Austausch zu diesem spannenden Thema zu gehen.