Der DVGW fördert das Gas- und Wasserfach in allen technisch-wissenschaftlichen Belangen. In seiner Arbeit konzentriert sich der Verein insbesondere auf die Themen Sicherheit, Hygiene, Umwelt- und Verbraucherschutz. Mit der Entwicklung seiner technischen Regeln ermöglicht der DVGW die technische Selbstverwaltung der Gas- und Wasserwirtschaft in Deutschland. Hierdurch gewährleistet er eine sichere Gas- und Wasserversorgung nach international höchsten Standards. Der im Jahr 1859 gegründete Verein hat rund 14.000 Mitglieder. Hierbei agiert der DVGW wirtschaftlich unabhängig und politisch neutral
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Interview mit Susanne Fabry, Mitglied des Vorstandes und Arbeitsdirektorin, RheinEnergie AG
Wärmepumpe, Fernwärme, Wasserstoff und Wärmeplanung – Wege zur bezahlbaren Wärmewende. Das sind Themen die bei Susanne Fabry, Mitglied des Vorstandes und Arbeitsdirektorin bei der RheinEnergie AG im Mittelpunkt stehen. Auf dem DVGW Kongress 2024 spricht sie über das Thema: "Umstellung von KWK auf grüne Gase – Erste Erkenntnisse aus H2-Betriebsversuch". Bekommen Sie in unserem Interview mit Frau Fabry einen ersten Einblick in das Thema.
Warum ist es wichtig, Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen auf grüne Gase umzustellen?
Durch den Ausstieg aus Kohle- und Kernkraft entfallen im erheblichen Umfang gesicherte Erzeugungskapazitäten. Im System sind weiterhin flexibel steuerbare Anlagen erforderlich, die zukünftig CO2-neutrale und vor allem gesicherte und regelbare Erzeugung ermöglichen. Dies ist wichtig, um die volatile Erzeugung aus Wind und Sonne zu flankieren. Kraft-Wärme-Kopplung stiftet den bekannten Nutzen, dass wir aus demselben Einsatzbrennstoff in einem gemeinsamen Prozess Wärme und Strom gewinnen. Das macht die Anlagen hoch effizient und wertvoll, wenn Wärme und erneuerbarer Strom benötigt werden, aber weder die Sonne scheint noch der Wind weht. Gelingt es uns, die Brennstoffbasis zu dekarbonisieren, mit Hilfe von grünen Gasen oder anderen treibhausgasneutralen Brennstoffen, so ist ein komplettes, hinter der Anlage liegendes Wärmenetz durch diesen Schritt dekarbonisiert, alle Nutzerinnen und Nutzer haben automatisch grüne Wärme. Dasselbe gilt für den gleichzeitig erzeugten Strom.
Welche Erfahrungen haben Sie als Energieversorger in der Praxis mit Wasserstoff gewonnen?
Zum einen lässt sich Wasserstoff mit überschaubarem technischem Aufwand auch in den bisherigen Erdgasnetzen einsetzen. Aufgrund des geringeren Energieinhalts sind Anpassungen bei Kompressoren/Verdichtern erforderlich, außerdem ist Wasserstoff flüchtiger als Erdgas. Deswegen sind Überprüfungen und Anpassungen an den Netzen nötig; diese Anpassungen sind nach den Erkenntnissen aus Betriebsversuchen gut leistbar.
Was halten Sie von einem Beimischen von Wasserstoff in Gasturbinen?
Wie beschrieben, benötigen wir auch zukünftig Anlagen zur gesicherten Strom- und Wärmebereitstellung. Es ist volkswirtschaftlich äußerst sinnvoll, moderne und damit hochflexible und -effiziente Bestandsanlagen, soweit technisch machbar, auf Wasserstoff(mit-)verbrennung umzustellen. Deswegen kommt der Beimischung von Wasserstoff zum Erdgas eine große Bedeutung zu. Neu-Anlagen mit 100 Prozent Wasserstoff-Fähigkeit im Großkraftwerks-Maßstab sind aktuell noch nicht am Markt verfügbar. Außerdem fehlt es noch an den dafür benötigten Mengen an Wasserstoff. Daher stellt der Start mit Bestands-Anlagen, die von Erdgas schrittweise auf Wasserstoff-Mitverbrennung umgerüstet werden, einen äußerst sinnvollen Schritt dar. So können wir zeitnah den CO2-Ausstoß reduzieren und damit auch regulatorische Anforderungen erreichen. Neuere heutige Erdgasanlagen sollten „H2-ready“ sein, also technisch so ausgelegt, dass wir in Zukunft mit geringen Anpassungen zu 100 Prozent Wasserstoff als Energieträger nutzen können.
Wie viel Wasserstoff konnten Sie in der Praxis in einer Gasturbine schon beimischen?
Gemeinsam mit unseren Kollegen der Wien Energie sowie mit Unterstützung von Siemens Energy konnten wir in einer kommerziell genutzten Gas-und-Dampfturbinen-Anlage schon mehr als 15 Prozent Wasserstoff im laufenden Produktionsbetrieb erfolgreich beimischen. Aktuell befassen wir uns im Konsortium mit der Ausgestaltung der geeigneten nächsten Stufe mit deutlich höheren H2-Gehalten.
Warum empfehlen Sie den Besuch des DVGW Kongress 2024? / Was erwarten Sie vom DVGW Kongress 2024? / Welche Themen möchten Sie beim DVGW Kongress 2024 diskutieren?
Der DVGW spielt eine wichtige und auch staatsentlastende Rolle beim Setzen technischer Normen und Regelwerke. Das begründet eine zentrale Aufgabe auch in der Transformation unserer Energienetze, vor allem der Wärmenetze. Die Umstellung von Erdgas auf andere grüne Energieträger, die teils andere physikalische Eigenschaften aufweisen, ist daher ein wichtiges Thema, mit dem der DVGW sich zentral für die gesamte Branche befasset. Diese Transformationsaufgaben stehen im Mittelpunkt stehen; eine ergebnisoffene und unvoreingenommene Diskussion sollte möglich sein zu Fragestellungen wie: „Farbe“ des Wasserstoffs in der Wärmewende; dann die konkreten technischen Anforderungen an die Umgestaltung der Gasnetze für den steigenden Anteil grüner Gase; der Verband sollte aus technischer Sicht klar Stellung beziehen, wie wichtig ein schneller Aufbau des deutschen H2-Kernnetzes für das Gelingen der Dekarbonisierung ist; nicht zuletzt geht es auch noch einmal um die Frage, ob und welche Rolle Gasnetze für die Hausversorgung in Zukunft spielen werden.
Vielen Dank für Ihren interessanten Einblick, Frau Fabry. Wir freuen uns schon auf Ihren Beitrag auf dem DVGW Kongress 2024 in Berlin.