Der DVGW

Das Kompetenznetzwerk im Gas- und Wasserfach

Der DVGW fördert das Gas- und Wasserfach in allen technisch-wissenschaftlichen Belangen. In seiner Arbeit konzentriert sich der Verein insbesondere auf die Themen Sicherheit, Hygiene, Umwelt- und Verbraucherschutz. Mit der Entwicklung seiner technischen Regeln ermöglicht der DVGW die technische Selbstverwaltung der Gas- und Wasserwirtschaft in Deutschland. Hierdurch gewährleistet er eine sichere Gas- und Wasserversorgung nach international höchsten Standards. Der im Jahr 1859 gegründete Verein hat rund 14.000 Mitglieder. Hierbei agiert der DVGW wirtschaftlich unabhängig und politisch neutral

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Instrumente für den Wasserstoffhochlauf

Interview mit Dirk Sattur, Geschäftsführer, MITNETZ Strom und Gas (Vorstandsmitglied, Hypos)

Dirk Sattur spricht über die technologischen Voraussetzungen und regionalen Vorteile der Wasserstoffwirtschaft in Ostdeutschland. Kurz und prägnant beleuchtet er die Rolle der Region im nationalen und europäischen Kontext, die Herausforderungen für den Markthochlauf und die notwendige Unterstützung durch Politik und Branchenverbände.

Dirk Sattur, Geschäftsführer, MITNETZ Strom und Gas (Vorstandsmitglied, Hypos) spricht auf dem DVGW Kongress 2024 in Berlin zu dem Thema "Markthochlauf am Beispiel Ostdeutschland". Wir freuen uns über seine Teilnahme und darüber, dass wir jetzt schon einen Einblick in die Thematik erhalten. Vielen Dank!

Welche Maßnahmen und Technologien sind Ihrer Meinung nach entscheidend, um die politisch vorgegebenen Klimaziele zu erfüllen? Welche Technologien und Projekte liegen bei MITNETZ STROM und GAS im Fokus? 

Technologisch betrachtet haben wir eine großartige Voraussetzung mit einer H2-ready Infrastruktur, die auf unserem heutigen Erdgasverteilnetz basiert. Dies ermöglicht uns, das bestehende Verteilnetz für den Anschluss von Industriekunden zu nutzen und somit einen regionalen Vorteil zu erzielen. 

 

Welche regionalen Vorteile oder Herausforderungen sehen Sie in Ostdeutschland im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands? 

Ostdeutschland verfügt über einen Vorsprung in der Energiewende durch einen großen Zubau an erneuerbaren Energieanlagen in den vergangenen Jahren. Aktuell haben wir hier bedeutend mehr Grünstrom, als vor Ort zur gleichen Zeit verbraucht werden kann. Dieser Überschuss führt zu Abregelungen der erneuerbaren Energieanlagen und Redispatchmaßnahmen. Allein im vergangenen Jahr speiste MITNETZ STROM an 310 Tagen zurück, was ungefähr einer Menge von 11 Gigawatt entspricht. 
Dieser Grünstrom könnte hervorragend als grüner Wasserstoff gespeichert werden. Das bietet Potenziale für den Aufbau von regionalen Elektrolysekapazitäten und für die vorhandene Infrastruktur gute Ansiedlungsoptionen für die Industrie. Ostdeutschland hat somit entscheidende Standortvorteile für Industrie und Wirtschaft. 

 

Wie bewerten Sie die Rolle Mitteldeutschlands im nationalen und europäischen Kontext der Wasserstoffwirtschaft? 

Mitteldeutschland hat hervorragende Voraussetzungen für einen Wasserstoffhochlauf, basierend auf regionalen Konzepten und einer langfristigen Anknüpfung an das Wasserstoffkernnetz. Der Überschuss an Grünstrom bietet zudem die Chance für eine kurzfristige gasförmige Dekarbonisierung. 

 

Was sind aus Ihrer Sicht die großen Herausforderungen für den Markthochlauf? Wie steht es um das Thema Akzeptanz, insbesondere beim Endabnehmer? 

Im Industriekundenbereich zeigen sich unsere Kunden mittlerweile offen für den Einsatz von grünem Wasserstoff. Allerdings fehlen einigen Branchen derzeit noch die geeigneten Technologien, um ihre Produktionsprozesse umstellen zu können. Es ist deshalb wichtig, die aktuelle Chance zu nutzen, um Deutschland als Wirtschaftsstandort zu halten und weiterzuentwickeln. 

 

Welche Unterstützung erwarten Sie von der Politik und Branchenverbänden wie dem DVGW? 

Es benötigt eine gesamthafte Betrachtung der Infrastrukturen für die Energiewende, um die Potenziale aus dem Strom- mit denen aus dem Gassektor zu harmonisieren. Damit können z.B. geeignete Punkte für den Einsatz von Elektrolyseuren identifiziert werden. Sie können dazu beitragen, grüne Energie zu nutzen anstelle abzuregeln und den Ausbau der Stromnetze zu reduzieren. Zudem ist die Schaffung eines attraktiven Förderrahmens für Erzeugungskapazitäten, Infrastruktur und Speicher notwendig. Wir wünschen uns vom DVGW, noch stärker in die Akzeptanzförderung für Wasserstoff zu gehen und den Branchenstandard in den praktischen Einsatz zu bringen. Die Fertigstellung der Regelwerke ist bereits gut im Fluss und in Kernthemen realisiert, aber in der Anwendung von Wasserstoff besteht noch deutlicher Handlungsbedarf. Hier sollte der DVGW auf breiterer Front auf die Nutzung von Wasserstoff in der Wirtschaft und zur Erreichung der Klimaziele hinwirken. Nicht zuletzt brauchen wir deutlich einfachere und schnellere Genehmigungsprozesse, um den Wasserstoffhochlauf sicherzustellen.